Anforderungen an ein E-Government-Portal
Das ELSTER-Projekt leistet seit vielen Jahren Pionierarbeit für die Bereitstellung transaktionaler Portale der öffentlichen Hand. Dies liegt daran, dass die Anforderungen an solche öffentlichen Portale in Bezug auf einen rechtsverbindlichen Dialog zwischen Bürgern bzw. Unternehmen und staatlichen Organisationen in vielerlei Hinsicht die diesbezüglichen Erfordernisse kommerzieller Portale übersteigen.
Wesentliche Aspekte sind:
- Datensicherheit gemäß Bundesdatenschutzgesetz und des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik.
- Aufgrund der Nutzungsverpflichtung einzuhaltende Sicherheitsstandards.
- Zugänglichkeit und Barrierefreiheit bei unterschiedlichsten technischen Voraussetzungen.
- Hohe Verfügbarkeiten mit kurzen Antwortzeiten, auch bei hoher Last.
- Dauerhaftigkeit und lange Lebensdauer der eingesetzten Technologien.
„Wir haben für die Umsetzung von ELSTER einen schlanken Projektansatz mit kontrollierbaren Umsetzungsschritten gewählt. In kleinen Teams arbeiten unsere fachlichen Wissensträger unmittelbar mit den technischen Experten zusammen“, beschreibt Roland Krebs, ELSTER-Verfahrensmanager beim BayLfSt, die Erfolgsfaktoren des Projekts. „So werden Anforderungen von Anfang an richtig verstanden und wir können die geforderte Funktionalität in jedem Release termingerecht ausliefern.“
Verantwortung von mgm technology partners
mgm technology partners ist im ELSTER-Projekt unter anderem für das Design, die Implementierung und die technische Qualitätssicherung des Portals verantwortlich. In drei jährlichen Releases werden die Meine ELSTER-Dienste und die zugrunde liegenden Fachverfahren Schritt für Schritt erweitert.
Aufgrund der gesetzlichen Anforderungen des Bundesministeriums für Finanzen (BMF) bestehen besondere Anforderungen hinsichtlich der technisch erzielten Qualität. So ist beispielsweise bei jedem Releasewechsel sicherzustellen, dass die über zehn Jahre zu gewährleistende historische Nachvollziehbarkeit der Datenverarbei-tung sichergestellt bleibt. Aufgrund der gesetzlichen Abgabefristen ist in besonderem Maße die Belastbarkeit von ELSTER für den operativen Betrieb relevant. Gerade um die Stichtage herum müssen kurze Antwortzeiten und Durchsatz für sehr hohe Benutzerzahlen realisiert werden.
Performance und Laststabilität bei bis zu 1000 Anfragen pro Sekunde
Mein ELSTER wird im Vollausbau über 30 Millionen Haushalte und über fünf Millionen Unternehmen bedienen. Dies bedeutet eine enorme Zugriffs- und Verarbeitungslast insbesondere im Rahmen von Stichtagen für die Abgabefristen von Steuererklärungen. Zu diesen Spitzenzeiten müssen die Server über 1000 Anfragen pro Sekunde verarbeiten. Daher wird bereits seit dem ersten Release die Laststabilität über ein aktives Performance Engineering sichergestellt. Es überprüft ständig Skalierbarkeit, Performanz und Stabilität der Portalsoftware und unterstützt gezielte Tuningmaßnahmen.
Modernste Technologien und modellbasierter Ansatz
Parallel zu den funktionalen Erweiterungen wird stetig dafür gesorgt, die eingesetzten Technologien auf dem aktuellen Stand zu halten. Beispiele hierfür sind die erfolgreiche Umstellung von Mein ELSTER auf einen OpenSource-Stack oder die Einführung einer Virtualisierungsschicht, die nicht nur die Prozesse zur Aktualisierung der Software verbessert, sondern auch die Voraussetzungen geschaffen hat, um jederzeit schnell und flexibel auf steigende Lastanforderungen reagieren zu können.
Die konsequente Verfolgung eines modellbasierten Ansatzes in der Entwicklung sichert die erfolgreiche Zusammenarbeit von fachlichen und technischen Experten. Mit Hilfe von leistungsstarken Tools können die Fachexperten ohne Programmieraufwand Fachmodelle erstellen. Über Änderungen an diesen Fachmodellen können die regelmäßig notwendigen Anpassungen an den Steuerformularen einfach und schnell in Produktion gebracht werden. Die Techniker konzentrieren sich dabei auf die Implementierung einer flexiblen und stabilen Laufzeitumgebung auf Basis eines modernen Webframeworks.
Benutzerfreundliche Oberfläche auch mit mobilen Endgeräten nutzbar
2017 wurde mit dem Relaunch neben dem technischen Unterbau auch die Benutzeroberfläche runderneuert. Mein ELSTER erscheint seitdem in einem modernen Design, das auch die Nutzung mobiler Endgeräte wie Smartphones und Tablets unterstützt.
Auf die Benutzerfreundlichkeit wird bei der Entwicklung der Oberflächen großer Wert gelegt. Wichtige Funktionen durchlaufen vor ihrer Bereitstellung einen iterativen Prozess, in dem stetig optimierte Prototypen von Steuerbürgern mit unterschiedlichen persönlichen Lebenssituationen und verschiedenen Vorkenntnissen getestet werden. Dadurch wird sichergestellt, dass die moderne Optik auch wirklich mit einem hohen Bedienkomfort einhergeht.
Herausragend ist dabei auch die Barrierefreiheit von Mein ELSTER, das bei der Zertifizierung im April 2018 über 95 BIK-Punkte erreicht hat.
Sicherer und bequemer E-Government-Zugang
Zur Anmeldung bei klassischen Behördengängen wird der Personalausweis vorgelegt. Genauso genügt in der digitalen Welt von Mein ELSTER der Personalausweis zum sicheren und schnellen Login mit der AusweisApp2 – RFID-Leser oder kompatibles Smartphone vorausgesetzt. Die hierfür eingesetzte JavaScript-Sicherheitskomponente wird von Fraunhofer AISEC regelmäßig auditiert und zertifiziert.
Um einen möglichst großen Benutzerkreis zu unterstützen, bietet Mein ELSTER noch weitere Zugangswege an. Beispielsweise können Steuerbürger mit Hilfe der ElsterSmart-App das Smartphone als mobiles Zugangstoken nutzen. Dadurch wird eine sichere Nutzung der E-Government-Dienste auch auf Smartphones und Tablets ermöglicht.
Ergebnisse
Die Bundesbürger verlangen zu Recht einen maßvollen Umgang mit staatlichen Finanzmitteln in Großprojekten. Das ELSTER-Projekt zeigt im Rahmen der E-Government-Inititative des Bundes, dass dies möglich ist.
Die Qualität des ELSTER-Projekts, nämlich einen ständig verfügbaren Service für Bürger und Unternehmen termingerecht bereitzustellen, fußt auf zwei wesentlichen Erfolgsfaktoren: einer pragmatischen, nutzenorientierten Vorgehensweise und dem engagierten Zusammenwirken technischer und fachlicher Projektmitarbeiter.
ELSTER setzt zudem Maßstäbe für Verwaltungsportale, die Umsetzung des Portalverbunds und des Onlinezugangsgesetzes. Um E-Government-Verfahren nutzen zu können, werden digitale Identitäten benötigt. Mit den Zertifikaten der Steuerverwaltung sind bereits bundesweit 6 Mio. digitale Identitäten vorhanden. Mit der vom Bayerischen Landesamt für Steuern initiierten Entwicklung der Schnittstelle KOLIBRI wird das ELSTER-Zertifikat zu einer sicheren und benutzerfreundlichen behördliche Online-Authentifizierung in sämtlichen Nutzerkonten der Länder und des Bundes.
*Diese Referenz wurde vom Bayrischen Landesamt für Steuern offiziell bestätigt.